Über Madagaskar

Madagaskar hat etwa 22 Millionen Einwohner und ist mit einer Fläche von 587‘295 Quadratkilometern die viertgrösste Insel der Welt. Sie liegt vor der Ostküste Mosambiks im Indischen Ozean.

 

Die Jahreszeiten sind gegenüber der Nordhalbkugel um ein halbes Jahr verschoben. Es herrscht feuchtes Klima im Osten, (4000 Millimeter Niederschlag pro Jahr), wechselfeuchtes Klima, d.h. Tropenklima im Nordwesten, trockenes tropisch-subtropisches Klima im Südwesten (500 Millimeter Niederschlag pro Jahr) und im Hochland wintertrockenes-subtropisches Klima. Die Durchschnittstemperatur beträgt 25 Grad, wobei die Temperaturen an der Küste höher liegen als im Hochland, wo es im Winter bis 0 Grad kalt werden kann. Jährlich wird die Insel von Zyklonen heimgesucht.

 

Nach Schätzungen kamen die ersten Menschen um das Jahr 350 v. Chr. auf die Insel. Die Herkunft der ersten Bewohner ist ungeklärt, wobei aufgrund linguistischer und genetischer Erkenntnisse davon ausgegangen wird, dass Madagaskar von Ostafrika, Süd- und Südostasien, Malaysia (daher die Reisterrassen) und dem Nahen Osten aus besiedelt wurde, das zeigt sich auch in ihrem Aussehen.

 

Madagaskar war von 1896 bis 1960 eine französische Kolonie. Deshalb ist die zweite Sprache Französisch, die aber auf dem Land kaum jemand beherrscht. Die Muttersprache ist Malagasy, die am stärksten geprägt ist durch die Einwanderer von Malaysia. Ergänzt wird sie durch arabische, afrikanische und französische Wörter. In Kianja sagt man zur Begrüssung „Salama“, was ein arabisches Wort ist. Heute gibt es auch indisch und chinesisch stämmige Madagassen, daneben Europäer und wenige Amerikaner.
Im Auftrag des Königs haben Missionare (Engländer) im 19. Jahrhundert die Schriftsprache eingeführt, deshalb wird sie mit lateinischen Buchstaben geschrieben.

 

Die 18 Volksgruppen unterscheiden sich sehr durch verschiedene Dialekte, Lebensgewohnheiten und Traditionen.

 

52% der Madagassen haben den indigenen Glauben (Animismus, Ahnenverehrung), 41% sind Christen (Katholiken, Protestanten und verschiedene Freikirchen), 7% gehören zum Islam.

 

Das Land ist eine Republik mit direkt gewähltem Präsidenten. Die zweite Kammer, Senat, vertritt die sechs Provinzen. Ein Drittel der Senatsangehörigen wird vom Präsidenten ernannt, die übrigen werden gewählt. Jede Provinz verfügt über ein Provinzparlament.

 

90% der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze und muss mit rund einem Franken = 2.500 Ary (Währung) pro Tag auskommen. Eine Tagelöhnerin erhält 1'500 Ary plus Mittagessen.
Als Vergleich: Eine Tagesration Reis pro Person kostet 350 Ary, 1 kg Schweinefleisch 5000 Ary.
1 kg Zucker 2'200 Ary, und 1 Mahlzeit in einem einheimischen Restaurant 3'000 Ary. Relativ günstig sind Früchte und Gemüse. Der Taxibus von Kianja nach Ambositra kostet 5000 Ary.

 

Die Lebenserwartung liegt bei Frauen unter 66,1 Jahren und bei Männern 62 Jahren. Im Durchschnitt hat eine Frau 4,45 Kinder; die Säuglingssterblichkeit liegt bei 58 auf 1000 Geburten. Auf 100'000 Personen hat es 29 Ärzte. In Kianja hat es manchmal einen Arzt und manchmal auch keinen. Dann müssen die Patienten auf dem Rücken getragen, im Schubkarren gestossen oder im Taxibus nach Ambositra geführt werden, sofern einer fährt und genug Geld vorhanden ist. Und wer die Behandlung nicht bezahlen kann, stirbt im schlimmsten Fall vor den Toren des Spitals.

 

In ländlichen Regionen haben Frauen häufig ein höheres Bildungsniveau als Männer und werden verstärkt zu Trägerinnen der landwirtschaftlichen Entwicklung. In Wirtschaft und Verwaltung sind Frauen in Führungspositionen in der Minderheit, auch wenn ihr Gesamtanteil der Beschäftigten 40 Prozent beträgt. Im Parlament und in der Regierung gibt es kaum Frauen.

 

80 Prozent der Tier- und Pflanzenarten, die in Madagaskar vorkommen, sind nirgendwo sonst auf der Erde zu finden. Diese einzigartige Pflanzen- und Tierwelt ist auf Madagaskar besonders bedroht. Das Verschwinden vieler Tierarten resultiert aus dem Wachstum der Bevölkerung, der Beschaffung von Holzkohle und der Brandrodung für Landgewinnung. Die Insel ist vor dem Eintreffen der ersten Siedler vermutlich bewaldet gewesen. In der madagassischen Verfassung ist Umweltschutz als Staatsziel festgeschrieben. Die Fläche der Naturschutzgebiete soll nach einem Regierungsplan verdreifacht werden. Es bestehen 47 offizielle Natur- und private Parks. Durch Recherchen der NGO werden Edelhölzer, Palisanderholz und Rosenholz, trotz Verbot geschlagen und landen auf dem internationalen Markt. Bekannt ist auch, dass bis zum Präsidenten, damit Geld verdient wird.

 

Der grösste Teil des Verkehrs auf Madagaskar wird über das 49‘638 Kilometer lange Strassennetz abgewickelt, davon sind nur 5‘289 Kilometer asphaltiert, viele Strassen sind in einem schlechten Zustand. Auch innerhalb der Städte werden Transporte oft von Menschen und Tieren gemacht.
Die staatliche Air Madagaskar, die ein Monopol hat, fliegt 40 Flugplätze an. Über die Hälfte der Güter werden per Schiff zum Hafen in Toamasina im Osten importiert.

 

Es gibt drei Schienennetze in Madagaskar, die jedoch unzuverlässig sind, weil die Schienen oder die Lokomotiven oft defekt sind.
Die Hauptexportprodukte sind Kaffee, Vanille, Gewürznelken, Zucker, Fischereiprodukte und Bodenschätze.